Tansania Teil 3 - Serengeti


Tansania

Hatari! - Eine Gruppenreise

- Teil 3 Serengeti -




Tag 9 – zentrale Serengeti

Löwen satt


Der Morgen beginnt früh, so wie es bei einer Safari sein sollte. Ich rufe einen Maasai, der mich zum Frühstück abholt. Um 06:30 Uhr sitzen wir in unseren Fahrzeugen, allerdings nicht alle. Drei Mitreisende aus meinem Fahrzeug fallen heute krankheitsbedingt aus, einigen anderen geht es ebenfalls nicht gut, aber zumindest so gut, dass sie sich die Pirschfahrt nicht entgehen lassen. Ein Paar aus dem zweiten Fahrzeug wechselt zu uns, sodass nun in jedem 4 Touristen sitzen. Moses fährt routinemäßig heute bei uns mit, nachdem er gestern im anderen Wagen saß.


Die Sonne geht langsam auf und die Kopjes erstrahlen im frühen Morgenlicht. Die ersten Tiere lassen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Faszinierend finde ich die vielen Marabus, die sich im Dach eines Baumes versammelt haben. Möglicherweise, denke ich bei mir, um hier die vergangene Nacht zu verbringen. Ich weiß es nicht.

Hatten wir gestern bereits schon viele Löwen im Ngorongoro Krater gesehen, sollte es sich hier mit den Löwensichtungen am heutigen Morgen fortsetzen. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da lassen sich schon eine Löwenlady und ein junges Männchen unweit der Piste blicken. 

Wir fahren weiter und schon liegt wieder ein Löwenrudel unter einem Baum. Die kleineren Mitglieder des Rudels scheinen ein ausgiebiges Frühstück zu sich genommen zu haben. Ihre Bäuche sind dermaßen prall gefüllt, dass ich lachen muss.

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Moses gibt als Ziel einen Felsen aus. Während seiner letzten Besuche wäre dort immer ein Leopard zu sehen gewesen. Als wir am besagten Felsen ankommen, stehen an dessen Fuß bereits schon reichlich andere Safarifahrzeuge. Dann erspähen wir ihn, einen Leoparden. Er liegt in nicht unwesentlicher Entfernung auf einem kleinen Felsvorsprung. Der Leopard tut uns sogar den Gefallen und erhebt sich.

Ich wäre gerne noch geblieben, aber Moses will weiterfahren. Er erwähnt, wir hätten enormes Glück, einen Leoparden zu sehen, weil diese Tiere in der Regel sehr große Wanderer wären und weite Strecken zurück legen. Ich kann leider nicht umhin zu erwidern, dass ich sicherlich keine Fachfrau bin, aber meines Wissens nach Leoparden eher zur Standorttreue neigen. Das wäre möglicherweise auch ein Grund, warum der Leopard bereits bei seinen letzten Besuchen hier anzutreffen gewesen sei. 


Die Kenntnisse unseres Guides zur Route haben mich bisher nicht überzeugen können, heute stelle ich aber das erste Mal fest, dass mich seine Kenntnisse in Sachen Tierwelt noch weniger beeindrucken können. Wir halten fast nur für große Sichtungen, kleinere Tiere werden oftmals links liegen gelassen. Ansonsten, das ist das, was ich mitbekomme, werden die Tiere kommentiert mit, das ist ein Zebra, da liegt ein Löwenrudel und dies ist eine Antilope. All das sehe ich selbst. Ich wünschte, ich würde zumindest erfahren, um was für eine Antilope es sich handelt oder etwas zu ihrem Lebensstil und Verhalten hören. Zum Glück habe ich mir durch unsere Selbstfahrertouren im südlichen Afrika ein wenig Wissen über die Tierwelt angeeignet. Hoffte ich jedoch, ich könnte mein Wissen auf dieser Reise ausbauen, verabschiede ich mich spätestens jetzt von dem Gedanken.


Fahrer und Guide schauen kaum nach links und rechts (zumindest nehme ich es nicht wahr), sondern unterhalten sich angeregt in Swahili, von dem ich nichts verstehe. Jedoch habe ich nicht den Eindruck, dass sie über die Tierwelt der Serengeti sprechen. Wir sehen einiges an Tieren, das finde ich gut, aber ich empfinde es so, als handele es sich allesamt um Sichtungen, die eben mal am Rande mitgenommen werden, keine Sichtung, nach der aktiv gesucht wird, zudem würde ich gerne mehr Hintergrundinfos erhalten. Dieses Wissen, will ich es erwerben, werde ich mir wohl selbst aneignen müssen. 


Ich glaube, meine Mitreisenden sind zufrieden, nur ich bin wohl zu anspruchsvoll, aber auch die einzige in der Gruppe, die bereits schon als Selbstfahrer in Afrika (und möglicherweise auch auf anderen Kontinenten) unterwegs war. Als wir dann direkt neben der Piste unter einem Baum zwei männliche Löwen liegen sehen und ich als einzigen Kommentar von Moses vernehme: „Da liegen zwei Löwen, das sind Brüder“, um sich dann wieder einem intensiven Gespräch in Swahili mit dem Fahrer zu widmen, merke ich, wie es in mir brodelt.

Zum Mittagessen und einer daran anschließenden Pause fahren wir zurück zur Lodge, bekommen aber zuvor noch Besuch von mehreren Tsetse Fliegen im Wagen. Meine Mitreisenden hatten schon Witze gemacht, dass ich eine Fliegenklatsche mitgenommen habe. Ich hingegen weiß, wie ausgesprochen nützlich solch ein Teil auf Reisen sein kann. Plötzlich ist meine Fliegenklatsche heiß begehrt und die Nachfrage nach ihr wird auch in den Folgetagen nicht abebben. Ich höre sogar, dass Mitreisende dieses Utensil fortan auch als festen Bestandteil ihres Reisegepäcks einplanen wollen.

Vor dem Mittagessen gehe ich zu meinem Bungalow, öffne die verschlossene Tür zum Balkon und setze mich dort für einige Minuten hin, um in Stille den Blick in die Savanne zu genießen. Als ich die Tür wieder verschließen will, lässt sie sich nicht mehr abschließen. Zurück im Restaurant, wo wir uns fürs Mittagessen treffen, bitte ich Moses, er möge doch bitte in der Lodge Bescheid geben, dass jemand nach der Tür schaut, während wir essen. Ich weiß gar nicht, warum mich seine darauf erwiderte Antwort überhaupt noch aufregt, möglicherweise weil ich nicht damit gerechnet habe. Meine Ohren vernehmen in etwa den folgenden Wortlaut: „Warum ich überhaupt eine abschließbare Tür brauche?“. Ich antworte etwas, wie „dass es für ihn eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass er sich darum kümmert und ich schließlich als Frau alleine nachts in diesem Bungalow wäre“. Ich gehe zur Rezeption und bitte darum, dass jemand nach der Tür schaut. 


Eigentlich wollte ich vor der nachmittäglichen Ausfahrt noch eine kleine Ruhepause einlegen, aber als ich in meinen Zeltbungalow komme, sind vier Männer mit dem kleinen Schloss meiner Tür beschäftigt. Bis zur Rückkehr von der Pirschfahrt am Abend ist das Problem behoben und ich nehme mir vor, die Tür bis zu meiner Abreise nicht mehr zu öffnen.


Der Nachmittags-Drive führt uns zum Hippopool. Der Parkplatz ist voll und nicht weit davon entfernt grast ein Hippo. Immer das Hippo im Auge gehe ich zum Viewpoint, die Hippos drängen sich im Tümpel und die Geruchsnoten, die mir entgegenströmen, setze ich ganz sicher nicht mit Oleander und Jasmin gleich. 


Tag 10 – zentrale Serengeti – nördliche Serengeti

Zeit, die man hätte besser nutzen können


Mittlerweile fühlen sich immer mehr Teilnehmer in der Gruppe krank, einige klagen nicht nur über Durchfall, sondern auch über zusätzliches Fieber, neu hinzugekommen ist jetzt bei zwei Teilnehmern noch eine Erkältung. Ich glaube, neben mir ist bisher nur  eine weitere Person verschont geblieben. Ich halte mich nach wie vor an die goldene Regel „cook it, peel it or forget it“ und achte zusätzlich darauf, dass ich mich im offenen Safarifahrzeug entsprechend gegen Zugluft schütze. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass ich weiterhin fit bleibe.


Bereits bei der Buchung wusste ich, dass mir der Programmpunkt am heutigen Morgen so gar nicht zusagt. Aber da es keine von mir zusammengestellte Reise ist, die ich buchte, nahm ich diesen Kompromiss in Kauf. Eine Fußsafari steht für den Morgen auf der Agenda. Bevor wir losfahren, frage ich einen Maasai, ob ich seine Schuhe fotografieren dürfe. Er erlaubt es mir und so drücke ich schnell auf den Auslöser.

Dann fahren wir mehr als eine Stunde zu dem Bereich, an dem Fußsafaris mit einem Ranger erlaubt sind, ohne auch nur irgendeine nennenswerte Sichtung zu verzeichnen. Ich verspreche mir so rein gar nichts von dieser Pirsch per Pedes, viel lieber würde ich doch eine Pirschfahrt machen und entscheide mich dafür, im Wagen zu warten und nicht in dieser Hitze auf Fußsafari zu gehen. Als die anderen Teilnehmer nach etwa einer Stunde wieder zurückkommen, höre ich, dass ich tatsächlich nichts verpasst hätte. Irgendwie hatte ich es geahnt und bedauere es umso mehr, dass wir die Zeit nicht für eine weitere Pirschfahrt genutzt haben. Zumal auch noch die Hin- und Rückfahrt zu diesem Platz zeitlich hinzu gerechnet werden muss. Mehr als drei Stunden, in denen wir mit dem Wagen auf Entdeckung hätten gehen können. 


Unser heutiges Ziel ist die nördliche Serengeti. Das Mara Kati Kati Tented Camp liegt in der Nähe des Mara Rivers, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden. Über staubige Pisten fahren wir mehrere Stunden dahin. Die Sichtungen halten sich währenddessen in Grenzen, wir sehen unsere ersten Elefanten. Es handelt sich um eine sehr kleine Gruppe. Überhaupt wundert es mich, wie wenige Elefanten wir hier sehen. Ein Löwenrudel liegt schläfrig im Schatten des einzigen Bäumleins, das weit und breit aus der Ebene herausragt und am Pistenrand stehen ein paar Zebras mit einem Fohlen, das noch eine etwas andere Färbung aufweist als die Erwachsenen in der Gruppe.

Das von der Lodge mitgebrachte Lunchpaket essen wir unterwegs. Leider ist auf den Broten Mayonnaise verarbeitet und die Lunchpakete lagen schon mehrere Stunden im Wagen. Im Gegensatz zu anderen verzichte ich auf den Verzehr und esse nur die Hähnchenkeule und das Küchlein, was sich noch im Paket befindet. 


Spät am Nachmittag kommen wir im Mara Kati Kati Tented Camp an. Die Zelte sind ansprechend eingerichtet, aber keineswegs luxuriös. Alles ist sehr sauber. Eine warme Dusche muss man sich bestellen. Leider gibt es kein Moskitonetz, obwohl wir uns in einem Malariagebiet befinden. Zum Glück habe ich vorgebaut und unser mobiles Moskitonetz für die Reise eingepackt. Das baue ich nun auf. Es gefällt mir auch in dieser Unterkunft sehr gut, besonders angetan bin ich von dieser Safaristimmung, die über allem liegt. Es würde mich keineswegs wundern, wenn ich aus dem Zelt heraustreten würde und mein Blick auf Robert Redford fiele, der Meryl Streep die Haare wäscht.


Den einzigen Kritikpunkt, den ich habe, ist das recht große Loch in der Zeltplane, das sich am Abflussrohr der Toilette befindet, groß genug und in bester Lage, damit eine Schlange hereinkriechen könnte. Nun gut, ich halte die Toilettenplane immer fest verschlossen und werde zuerst ganz vorsichtig hineinschauen, wenn ich diesen Ort aufsuche.



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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