PP Ischigualasto
Argentinien
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Argentinien und Chile
Atem(be)raubende Landschaften, ein Auto mit Soroche und Geschichten von Pisco, Torrontés, Quilmes und Submarino
- Teil 3 von Cafayate bis Villa Unión -
Tag 17 – Cafayate
Werkstattbesuche werden zur Gewohnheit, Geschichten von Quilmes und Torrontés
So langsam häufen sich die Werkstattbesuche. Aber Aufregen nützt nichts, der Seitenspiegel muss befestigt werden. Direkt nach dem Frühstück fahren wir daher nach Cafayate. In der ersten Werkstatt kann man uns nicht helfen. Einen „normalen“ Seitenspiegel zu befestigen, wäre kein Problem, aber dieses elektronisch verstellbare Teil kann man leider nicht reparieren. Ich frage nach einer weiteren Werkstatt im Ort, woraufhin wir der merkwürdigen Beschreibung durch Wohngegenden und vorbei an etwas dubiosen Hinterhöfen folgen. Bald stehen wir aber tatsächlich vor einem kleinen Verschlag, der nach Werkstatt aussieht. Die darin herumwuselnden Mechaniker verstehen ihr Handwerk. In knapp 40 Minuten ist das Problem behoben und da wir schon einmal hier sind, wird auch gleich das Nummernschild am zweiten Wagen befestigt. Während die Männer in der Werkstatt bleiben, gehen Angelika und ich in den Ort und kaufen Briefmarken.
Ich genieße es, nicht ständig den Spiegel im Blick haben zu müssen - und noch viel mehr, ihn zwischendurch nicht auch noch festhalten zu müssen. So können einen die kleinen Dinge, mit denen man zuvor nicht gerechnet hatte, sehr erfreuen.
Wenn man in Argentinien Bier bestellt, erhält man nicht selten die Marke Quilmes und genauso oft erhält man das Gebräu in einer 1 Liter Flasche. Als mein Mann das erste Mal in Argentinien ein Bier bestellte und die große Flasche auf den Tisch gestellt wurde, war unser beider Gelächter groß. Um diese Erfahrung reicher, passen wir unsere Bestellungen nun entsprechend an.
Quilmes heißt aber auch ein Vorort von Buenos Aires, der mich wiederum zu unserem nächsten Ziel führt, den Ruinen von Quilmes. Wie so oft in Südamerikas Historie, steht auch hier eine traurige Geschichte dahinter. Während eines Besuches sieht man die rekonstruierten Grundmauern des Ortes und ein für die Quilmes heiligen Stein, dazwischen stehen meterhohe blühende Kandelaberkakteen. Mehr als 600 Jahre wurde der Ort von Tausenden Menschen, den Quilmes, bewohnt, bevor die Spanier auch diese Ureinwohner nach mehr als einem Jahrhundert heftigsten Widerstand besiegten. Die meisten von ihnen starben und die wenigen Überlebenden mussten zu Fuß nach Buenos Aires laufen, in den Vorort, der heute den Namen Quilmes trägt und wo der Inhalt der 1 Liter Flaschen hergestellt wird.
Besichtigt man die Ruinen, kann man sich in etwa vorstellen, wie groß dieser Ort einst gewesen sein muss. Die Ruinas de los Quilmes ist eine der wichtigsten Ausgrabungsstätte in Argentinien und strahlt auf mich etwas Magisches aus.
Auf der Fahrt zu den Ruinen mussten wir eine Polizeikontrolle passieren. Zum Glück konnten wir diese ohne nennenswerte Zwischenfälle zügig hinter uns bringen und waren währenddessen erleichtert, dass das Nummernschild nicht mehr notdürftig mit Kabelbinder befestigt war.
Auf der Fahrt zurück nach Cafayate biegen mein Mann und ich in eine Piste ab, da die Felsformationen bereits aus der Ferne einfach zu verlockend ausschauen. Der Abstecher hat auf alle Fälle gelohnt.
Cafayate ist ein netter, aufgeräumter Ort, umgeben von Weinfeldern und einer tollen Landschaft. Auch unsere Bodega, die mehrere Kilometer außerhalb liegt, ist umgeben von Weinreben. Es gefällt uns hier sehr gut, nur die Ziegen- und Schafherden, die vorbeigetrieben werden, versprühen nicht unbedingt den Duft von Oleander und Jasmin.
Dies ist auch eine der Gegenden, in der der argentinische Torrontés angebaut wird, ein sehr leckerer Weißwein. Passend dazu sind die Zimmer in der Bodega nach Weinsorten benannt und unseres trägt den Namen Torrontés. Ich glaube, diese Weinsorte sagt bei uns vor allem den Weinkennern etwas, da sie hauptsächlich in Argentinien angebaut wird. Hier in diesem ariden Klima, auf dieser Höhe mit den teilweise extremen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, gedeiht diese Traube besonders gut.
Für den späten Nachmittag haben wir uns für eine Weintour in der Bodega angemeldet. Angelika und Joachim stellen dann aber fest, dass sie nicht mehr über ausreichend Bargeld verfügen. Das könnte in den nächsten Tagen zu einem Problem führen, da die Tankstellen ausnahmslos nur Bargeldzahlung akzeptieren. Angelika beschließt daher, nach Cafayate zu fahren. Ich möchte sie nicht alleine losziehen lassen und so machen die Jungs die Weintour und wir beide fahren zur Bank in Cafayate. Dort angekommen, schließt diese wortwörtlich die Türen direkt vor unserer Nase. Der Sicherheitsmann gibt uns aber noch den Tipp, dass wir Geld im Supermarkt tauschen könnten, und tatsächlich erhält Angelika im Supermercado von Cafayate Pesos für ihre Dólares. Ich nutze die Gunst der Stunde und kaufe sicherheitshalber noch ein paar Wasservorräte. Davon kann man nie genug im Auto haben.
Zurück an der Bodega, sitzen unsere beiden Männer entspannt auf einer Bank und trinken … ein Bier. Sie haben die Weintour abgebrochen, da diese nur auf Spanisch durchgeführt wurde und nicht sonderlich interessant war. Gemeinsam laufen wir in der einsetzenden Dämmerung durch die Weinfelder zu einem kleinen See, durch den eine Nutria schwimmt. Bei einer Nutria handelt es sich um einen Sumpfbiber, sie wird zuweilen auch als Biberratte bezeichnet.
Tag 18 – Cafayate - Chañarmuyo
Auch in Argentinien gibt es Inka-Ruinen
Heute liegt ein längerer Fahrtag vor uns. Wir mögen es, lieber einmal einen Fahrtag einzulegen und dafür weniger umziehen zu müssen. Insgesamt müssen wir heute 430 Kilometer zurücklegen. Argentinien ist ein riesiges Land. Das rückt schnell beim Blick auf die Karte in den Hintergrund, so sehr wird der südamerikanische Kontinent von der Fläche des Nachbarlandes, das das fünftgrößte ist, dominiert.
Wir werden bis auf etwa 30 Kilometer auf Asphalt fahren, allerdings nützt uns das nicht viel zu Beginn, denn ein winziger, jedoch sehr zersiedelter Ort folgt auf den nächsten und wir dürfen maximal 40 km/h fahren. Aber irgendwann haben wir auch diese Orte hinter uns gelassen und die Einsamkeit hat uns wieder. Im Westen erhebt sich die Bergkette der Sierra de Famatina.
Im Laufe der Strecke passieren wir einen wunderbaren – wenn man dieses Adjektiv hierfür überhaupt verwenden kann – Friedhof. Ein Fotostopp ist selbstverständlich obligatorisch.
Im Ort Belén tanken wir. Das laut Reiseführer sehenswerte Museum hat jedoch geschlossen und so biegen wir kurz hinter Londres in einen Feldweg ab. Wir wollen zu den Ruinas Shincal. Es ist brüllend heiß, so heiß war es bisher auf der ganzen Tour noch nicht, die Geräusche aus den Büschen sind ohrenbetäubend. Wären wir nicht gerade mehr oder weniger von Staub umgeben, würde ich meinen, wir befinden uns irgendwo im Regenwald. Es gibt ein kleines Besucherzentrum, das auch besetzt ist. Wir sind die einzigen Besucher. Über die Ruinas Shincal findet man nicht allzu viel Informationen. Es handelt sich um eine der wenigen Inkastätten auf argentinischem Boden. Sicherlich ist die Anlage nicht zu vergleichen mit den weitaus bekannteren in Peru, aber wenn man schon einmal hier in der Gegend ist, lohnt auf jeden Fall ein Besuch. Wir schauen uns die Ruinen an, das bemerkenswerteste und auch bekannteste Motiv sind Abbildungen der Steintore, errichtet in der für die Inka typischen Bauweise, sie nutzten keinen Mörtel.
Nach der Besichtigung fahren wir weiter zu unserem Wein-Boutique-Hotel, dem Chañarmuyo Estate, wo wir für zwei Nächte gebucht haben und gegen 18:30 Uhr eintreffen. Die Begrüßung fällt außerordentlich freundlich aus und wir erfahren, dass wir die einzigen Gäste sein werden.
Tag 19 – Chañarmuyo
Vino, Asado und Müßiggang – das Leben kann so schön sein
Insgesamt gibt es nur fünf Zimmer im Chañarmuyo Estate, die sich allesamt in einem separaten Gebäude befinden. Das Hauptgebäude ist sehr geschmackvoll eingerichtet und vier Fahrräder, die wir allerdings nicht nutzen werden, wurden bereits für uns bereitgestellt. Die Angestellten sind unglaublich freundlich. Wir fühlen uns pudelwohl.
Wir haben Vollpension gebucht, rundherum gibt es auch keine Ausweichmöglichkeiten. Zum Abendessen will man, obwohl wir die einzigen Gäste sind, Asado bereiten. Dumm nur, dass ich kein Rindfleisch esse, geradezu ein Frevel im Land des möglicherweise weltbesten Rindfleisches. Zumindest schwärmen mir die drei anderen ständig davon vor. Aber auch das ist kein Problem, der Mehraufwand wird nicht gescheut, es gibt Asado für drei und ich bekomme Pasta. So sind wir alle glücklich.
Die Haupteinnahmequelle ist hier allerdings nicht der Tourismus, sondern der Weinanbau. Die Weinreben wachsen rund um die Gebäude, so kann man auch schöne Spaziergänge entlang der Weinfelder machen.
Nach dem Mittagessen werden wir vom Guide abgeholt zu einer Führung durch die hochmodernen Weinverarbeitungsanlagen. Obwohl hochmodern, bietet das Estate zahlreiche Arbeitsplätze für die Einheimischen. Wie wir selbst sehen können, werden die Etiketten noch mit Hand auf die Flaschen aufgebracht. Zur Führung gehört selbstverständlich auch eine Verkostung, all das ist im Preis der Vollpension inbegriffen. Wir kosten rote Weine (Cabernet Sauvignont, Malbec und Tannat) und weiße Weine (Torrontés, Chardonnay und Viognier). Schon immer habe ich weiße Weine den roten vorgezogen, aber was heißt das schon. Ich trinke nur sehr wenig, fast nie und so koste ich auch nur wenig. Chardonnay und Torrontés sind mir allerdings sowie die liebsten und heute koste ich das erste Mal in meinem Leben einen Viognier. Dieser wird sofort mein Favorit. Eine Flasche für den Abend wird bestellt.
Zum Abschluss fährt der Guide mit uns zu einem See, der sich auf dem sehr weitläufigen Gelände des Estates befindet.
Bis zum Abendessen relaxen wir in dieser lichtdurchfluteten Gegend. Das Asado schmeckt allen köstlich und diesmal gibt es für mich keinen Grund über die Qualität der Pasta zu meckern. Hier weiß man, wie man Essen zubereitet.
Im Chañarmuyo Estate gefällt es uns allen ausgesprochen gut und wir hätten noch länger bleiben können, aber das ist nicht möglich. Wir müssen morgen sehr früh die Location verlassen, denn wir haben ein volles Programm, der Müßiggang hat ein Ende.
Tag 20 – Chañarmuyo – Villa Unión
Über eine imposante Cuesta zum UNESCO Welterbe
Früh müssen wir heute los. Nachdem wir das gestern im Chañarmuyo Estate erwähnt haben, bereitet man uns früh morgens einige Zeit vor dem offiziellen Beginn das Frühstück vor. Das ist absolut nicht selbstverständlich, dass man nur für uns die Zeiten vorverlegt und das nicht unwesentlich. Ich liebe solche kleinen, persönlichen Unterkünfte, wie dieses mit seinen fünf Zimmern, wo der Service dermaßen groß geschrieben wird.
Um 06:30 Uhr verlassen wir mit Wehmut diese Wohlfühloase. Wir kommen auf der gut ausgebauten Straße zügig voran. Wir passieren den Ort Sinogasta und ich sehe etwas auf der Asphalt-Straße laufen. Ich bin noch ein wenig müde und denke zuerst, was macht die riesige Krabbe da auf der Straße so weit entfernt vom Meer; bis wir näher kommen und ich realisiere, es ist eine Monstertarantel. Gut, dass wir im Auto sitzen. Jetzt bin ich wach. Dummerweise haben wir kein Foto gemacht.
Ich hatte bereits von Erfahrungsberichten gelesen, die schilderten, sie hätten auf dem Campground unseres heute noch vor uns liegenden Zieles, des Parque Nacional Talampaya, im Zelt geschlafen – oder besser gesagt, schlafen wollen -, bis nachts nicht eine, sondern eine ganze Menge riesiger Spinnen von außen versucht hätten, die Zeltplanen zu erklimmen. Ob diese Geschichten nun der Wahrheit entsprechen, ich weiß es nicht, aber Sichtungen, wie unsere am frühen Morgen, scheinen hier nicht ungewöhnlich zu sein. Ich habe mich einmal tagsüber in die Büsche schlagen müssen und überall waren merkwürdige Löcher im Boden. Ich habe versucht, nicht weiter darüber nachzudenken und mich sehr beeilt, diesen Ort möglichst schnell zu verlassen. Auf manche Sichtungen kann ich auch gerne verzichten.
Unweit von Sinogasta endet das Asphaltband für etwa 20 Kilometer. Hier beginnt die Cuesta de Miranda. Namensgeber war Don Juan de Miranda, ein Spanier, dem dieses Land einst gehörte. Bei der Cuesta de Miranda handelt sich um eine zuweilen enge Strecke, die sich auf über 2.020 Meter schraubt. Die Ausblicke auf dunkelrote Felslandschaften, die mit grünen Büschen und Sträuchern gesprenkelt sind, sind wunderbar. Natürlich darf an dieser Strecke auch nicht die obligatorische Verehrung für Difunta Correa fehlen. Bei mancher Fahrweise der Einheimischen scheint sie mir auch von Nöten zu sein, leider wird dies auch durch an der Seite stehende Gedenkhäuschen bestätigt.
Witzig hingegen finde ich ein Hinweisschild auf eine Finca, das dazugehörige Haus entspricht so gar nicht meiner Vorstellung eines solchen Gebäudes. Möglicherweise jedoch verbirgt sich aber hinter dem Namen der Finca, La Esperanza, die Hoffnung darauf, dem Bild in meiner Vorstellung näher zu kommen.
Gegen 10:30 Uhr erreichen wir bereits unser Hotel in Villa Unión, das Pircas Negras. Unerwartet, aber zu unserer großen Freude, können wir bereits die Zimmer beziehen. Das Hotel entspricht eher einem Zweckbau, es hat offiziell 4 Sterne und die Auswahl in Villa Unión ist äußerst dürftig.
Schnell bringen wir unsere Siebensachen auf die Zimmer und schon sitzen wir wieder in unseren Fahrzeugen auf dem Weg zum Parque Nacional Talampaya, der etwa 50 Kilometer entfernt liegt. Die Bilder mit den roten Felswänden, die ich von diesem Park gesehen habe, lassen meine Vorfreude steigen.
Auf dem Parkplatz empfängt uns ein Begrüßungskomitee in Form von mehreren Füchsen. Ich nehme an, diese wurden gefüttert, sonst wären sie sicherlich nicht derart zutraulich. Wildtiere zu füttern, das käme mir nicht in den Sinn.
Der Park selbst ist ein UNESCO Welterbe, was trotzdem nicht die Verantwortlichen veranlasste, auch nur ein Wort in Englisch am Eingang oder im Visitor-Center auszuschildern. Auch alle Angestellten, auf die wir treffen, sprechen ausschließlich Spanisch, ebenso werden alle Touren nur einsprachig angeboten. Damit hatte ich jedoch gerechnet und meine Mitreisenden entsprechend vorgewarnt, sodass wir jetzt nicht überrascht sind.
Da es durch Unverbesserliche vor einiger Zeit Beschädigungen im Park gab, kann man sich diesen nicht mehr individuell anschauen, sondern muss an einer Tour teilnehmen, wenn man den Parque Nacional Talampaya mit eigenen Augen sehen will. Eigentlich hatten wir geplant, die 4 1/2-stündige Tour zu buchen, müssen leider jedoch hören, dass diese nicht stattfindet, da Los Cajones derzeit unpassierbar sei. Der Halt bei Los Cajones ist der einzige Unterschied zu der Tour, für die wir uns als Alternative entscheiden. Pro Person zahlen wir 30 Pesos Eintritt und 70 Pesos für die Tour.
Wir müssen nicht lange warten und eine Handvoll weiterer Besucher, allesamt spanischsprechend, steigt mit uns in den Bus, der uns nun in diese rote Felsenwunderlandschaft bringen wird. Gleich zu Beginn der Fahrt haben wir das Glück, eine der sehr scheuen Maras zu sehen, auch Ñandús lassen sich blicken. In Sachen Wildlife können wir uns heute wirklich nicht beschweren.
Unsere Tour beinhaltet vier Stopps. Zuerst halten wir unterhalb einer hohen roten Sandsteinwand bei den Petroglifos. Wie der Name bereits sagt, gibt es eine Reihe von Petroglyphen zu sehen. Wir erfahren vom Guide, Schätzungen zufolge stammen die ersten aus etwa 500 v. C. Tatsächlich sind auf den Schautafeln zu den Petroglyphen einige Erklärungen auf Englisch. Der nächste Stopp führt uns zum Jardin Botánico, einem Garten, in dem unterhalb der allgegenwärtigen roten, zwischen 100 und 150 Meter hohen Sandsteinwände Pflanzen wachsen, denen Heilkräfte zugesprochen werden, auch der Chañar mit seiner gelbgrünen Rinde ist nicht zu übersehen. Hier am Felsen hinter dem Jardin Botánico befindet sich das Echo, eine senkrechte halbmondförmige Auskerbung inmitten der Wand aus Sandstein. Der dritte Stopp führt uns dann zur La Catedral, wohl das bekannteste Motiv, wenn man Bilder vom Parque Nacional Talampaya sieht. Die Piste führt entlang einer wunderschönen 400 Meter langen und 150 Meter hohen Felswand. Der vierte und letzte Stopp der Tour bringt uns zu einzeln stehenden Felsformationen, die passende Namen tragen, wie „El Monje“, der Mönch, „El Torre“, der Turm oder auch „El Tótem“.
Der Park ist wunderschön und hält meinen hohen Erwartungen absolut stand. Gut gefallen hat mir, dass auch dieser Park bisher vom Massentourismus absolut verschont geblieben ist. Wir waren während der ganzen Tour die einzigen Besucher im Park, die ich gesehen habe. Aber damit nicht genug mit den Parkbesichtigungen, morgen geht es in einen weiteren, in den Parque Triasico Ischigualasto.
Tag 21 - Villa Unión (Parque Triasico Ischigualasto)
Oh, wie schön ist Ischigualasto
Von Villa Unión ist ein weiterer Park nicht allzu weit entfernt. Auf fast schnurgeradem Asphaltband haben wir die 140 Kilometer zum Parque Triasico Ischigualasto schnell hinter uns gebracht. Befindet sich der gestern besuchte Parque Nacional Talampaya noch in La Rioja, sind wir nun in der Provinz San Juan angelangt. Zuweilen trägt der Ischigualasto auch den Namen „Valle de la Luna“. Diese Gegend aus dem Trias ist ein El Dorado für Paläontologen und Freunde von Dinosaurier-Funden.
Um auch dieses Areal zu schützen, kann man den Park nicht individuell erkunden, anders als im Talampaya gibt es hier aber keine Touren mit dem Bus. Hier fährt man in seinem eigenen (Miet-)Wagen innerhalb eines Konvois. In das vordere Fahrzeug steigt ein Ranger, der an den verschiedenen Haltepunkten Erklärungen gibt. Wir erreichen gerade rechtzeitig für die nächste Tour den Park. Es bleibt noch Zeit, um die Eintrittskarten für 70 Pesos pro Person zu kaufen und schnell einen Biobreak zu machen und schon setzt sich unser kleiner Konvoi aus fünf Fahrzeugen, von denen wir zwei stellen, in Bewegung. Vor uns liegt eine 3-stündige, geführte Rundfahrt von 40 Kilometern.
Den ersten Halt legen wir bei „El Gusano“, dem Wurm, ein. Im Sediment kann man sehr gut 40 Millionen Jahre alte Ablagerungen erkennen. Ich bin schon jetzt komplett begeistert von diesem Park mit seinen Gesteinsformationen.
Weiter geht es zum Valle Pintado. Von einem erhöhten Punkt schaut man in eine vielfarbige, uralte Landschaft, die mich sofort an unseren letztjährigen Besuch im kanadischen Drumheller erinnert. Als ich das dem Ranger erzähle, antwortet er, dass es genau nur diese beiden Trias-Regionen auf unserem Planeten gäbe, ob es so ist, weiß ich nicht, aber denke bei mir, wie privilegiert ich doch bin, solche Reisen machen zu können und bereits beides habe sehen können.
Blickt man von diesem Punkt in die andere Richtung, erhebt sich hinter dem eher hellen, weiß-gräulichen Gebiet mit seinen skurrilen Formationen die sattrote Sandsteinwand der Barrancas Coloradas, die ihre Fortsetzung weiter nördlich im Parque Nacional Talampaya findet. Aber das ist noch längst nicht alles bei diesem Stopp, auch eine von der Natur geschaffene Sphinx gibt es hier zu sehen.
Cancha de Bochas – der Name sagt eigentlich schon alles. Es ist unglaublich, wie die Natur hier ein Feld mit Steinkugeln erschaffen hat. Eine Kugel mit ihrer eigenwilligen Form lässt mich sofort an die weibliche Coco de Mer denken.
Das wohl bekannteste Motiv des Parks ist El Submarino. Auch wenn das Unterseeboot einen leicht gelben Ton aufweist, nehme ich nicht an, dass der berühmte Beatles-Song irgendeine Verbindung zu diesem Gebilde aufweist. Aber eigentlich ist mein Gedankengang diesbezüglich völlig egal, wichtig ist nur, wie imposant die Form sich vor der im Hintergrund ins Bild rückenden Barrancas Coloradas abzeichnet.
“El Hongo”, der Pils, präsentiert sich mit einer argentinischen Flagge im Vordergrund. Ich habe keine Ahnung, warum diese dort hängt und ob es eine besondere Bedeutung hat, erst beim Anschauen der Bilder stelle ich fest, dass ich den Ranger hätte fragen sollen.
In einiger Entfernung haben uns während der bisherigen Rundfahrt die roten Sandsteinwände der Barrancas Coloradas begleitet, nun fahren wir recht dicht an ihnen vorbei. Da wir das letzte Fahrzeug im Konvoi sind, können wir immer mal ganz kurz anhalten und ein paar schnelle Schnappschüsse machen. Allerdings dürfen wir den Anschluss nicht verlieren, das wurde allen Tourteilnehmern zu Beginn mitgeteilt. Aber ganz ohne Bilder der farbenfrohen Barrancas Coloradas geht es natürlich nicht.
Zurück am Besucherzentrum besuchen wir die Saurierausstellung mit einigen Funden aus dem Park, bevor wir die Rückfahrt nach Villa Unión antreten.
Den Ischigualasto finde ich wunderschön, eine grandiose Landschaft voller skurriler Skulpturen in einer einerseits so kargen, trist-schönen Umgebung, andererseits aber auch voller Farben, wenn man genau hinschaut. Ich hatte im Vorfeld einige Fotos vom Park gesehen, aber hatte mir nicht vorgestellt, dass dieser so faszinierend ist. Es wundert mich sehr, dass dieser Park (noch) so unbekannt ist und bisher auf der touristischen Landkarte nicht angekommen ist. So hatten wir das Glück, mit unserem kleinen Autokonvoi alleine unterwegs zu sein und diesen wunderschönen Park in aller Stille erleben zu können. Das nächste große Privileg auf dieser Reise.
„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“
-
Bruno H. Bürgel