Drumheller, Kanada
South Dakota
Wyoming
South Dakota
Theodore Roosevelt NP
South Dakota
South Dakota
Yellowstone National Park
South Dakota
Yellowstone National Park
South Dakota
Kanada und USA
Geysire, Gletscher, Grasland und Grizzlies
- Teil 1 von Calgary bis Yellowstone -
Prolog
Seit langem hatte ich den Wunsch, einige der Nationalparks in Montana, South Dakota und Wyoming mit eigenen Augen zu sehen. Ebenso verhielt es sich mit der Gegend rund um den Icefields Parkway. Da beide Regionen nicht allzu weit voneinander entfernt sind, dachte ich bei mir, sollte es doch irgendwie möglich sein, diese in einer Reise zu verbinden. Natürlich hätte ich zwei separate Reisen daraus planen können, aber zum einen würde es uns in den Folgejahren eher in den südlichen Teil des Doppelkontinents ziehen, unsere Pläne dazu waren schon längst in unseren Köpfen, zum anderen waren es tatsächlich nur diese Fixpunkte, die mich so sehr interessierten, um eine Reise in diese Region zu planen, sodass es für mich nur folgerichtig erschien, daraus eine Route zu erstellen.
Zwölf Jahre zuvor waren wir mit Mietwagen und spontanen Buchungen vor Ort im Südwesten der USA sowie mit einem Allrad-Pickup-Camper in Alaska und im Yukon unterwegs. Beide Varianten hatten für uns eindeutig ihre Vor- und Nachteile. Unsere Tendenz für die nun anstehende Reise ging nun immer mehr in Richtung Reise mit Camper, nur mit einem dieser riesigen Flaggschiffe wollten wir nicht unterwegs sein. Die mittlerweile ausgearbeitete Route hatte doch einige längere Fahrtstrecken auszuweisen. Wir wollten einerseits auf diesen zügig vorankommen und andererseits aufgrund der Größe eines Campers nicht allzu sehr eingeschränkt sein, um bestimmte Orte zu erreichen. Der Hauptgrund für die Entscheidung für eine Camperreise war allerdings, dass wir des Öfteren direkt in den Parks übernachten wollten. Natürlich hätten wir das auch in festen Unterkünften machen können, aber wir wollten nicht vorbuchen, zudem schreckten uns einige der aufgerufenen Preise für diese Variante ab.
Für die angedachte Route bot sich als Start-/Endziel Calgary geradezu an. Die Stadt in Alberta ist mit einem Nonstop-Flug von Frankfurt in weniger als 10 Stunden zu erreichen. Wenn möglich, bevorzugen wir immer eine direkte Verbindung.
Die Campersuche gestaltete sich ein wenig schwieriger. Oftmals gab es schon nach dem ersten Lesen der Beschreibung die ersten Ausschlusskriterien, entweder waren die Vehikel zu groß oder zu klein, Dusche und WC sollten unbedingt an Bord sein. Außerdem sollte die Überfahrt in die USA problemlos möglich sein, insbesondere im Hinblick auf die Versicherungsbedingungen. Überhaupt mussten die Versicherungsbedingungen zu uns passen.
Bei Cruise Canada wurden wir dann letztendlich fündig. Dieser Vermieter hatte ganz neu einen Camper im Portfolio, der genau unseren Vorstellungen entsprach. Ein wendiger 19 ft Camper mit Dusche/WC und einem Bett, das nicht umgebaut werden muss. Die Versicherungsbedingungen passten und das Ganze für uns zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Schnell waren Flug, Camper sowie die erste und letzte Übernachtung in Calgary gebucht, alles andere würden wir vor Ort flexibel gestalten.
Tag 1 – Frankfurt - Calgary
Im Kranichflieger nach Alberta
Wir fahren frühmorgens nach Frankfurt mit der Bahn. Mehr als 2 1/2 Stunden sind wir unterwegs und wir fragen uns, wer von uns beiden auf diese Schnapsidee gekommen ist. Zum Glück werden wir auf der Rückreise abgeholt.
Der Lufthansaflug verlässt pünktlich Frankfurt und die 9 ½ Stunden Flugzeit sind in der Economy Class einigermaßen erträglich, obwohl wir Nachtflüge vorziehen.
Unsere erste Nacht in Kanada verbringen wir im Best Western Port O’Call, mit dem wir sehr zufrieden sind.
Tag 2 – Calgary - Drumheller
Einzug in unser temporäres Zuhause und Fahrt ins Dinosaurierland
Nach einem guten Frühstück fahren wir zu Cruise Canada. Unser Motorhome C19 von Cruise America wartet bereits auf uns. Die Einführung dauert eine ganze Weile und wir richten uns gleich häuslich ein. Da wir den Camper an der gleichen Station abgeben werden, können wir unsere leeren Koffer einlagern. So hatten wir das geplant.
Wir hatten die Hoffnung, da dieser Camper noch recht neu im Programm der Firma ist, dass wir ein entsprechend neuwertiges Fahrzeug erhalten. Unsere Hoffnung wird erfüllt, es gibt tatsächlich nur einen Vormieter. Wir sind hochzufrieden mit unserem fahrbaren Untersatz für die nächsten 3 1/2 Wochen.
Wir kaufen ein und steuern das Ziel für den heutigen Tag an, Drumheller. Wir sind im Dinosaurier Land. Wer das bisher noch nicht wusste, wird es nun spätestens beim Anblick des meterhohen T-Rex wissen.
Tag 3 – Drumheller – Swift Current
Im Dinosaurierland
Die Zeitverschiebung lässt uns früh wach werden. Bereits um 6 Uhr stehen wir auf. Wir fahren an Ölförderungsanlagen, die entlang der Straße stehen, zum Horse Thief Canyon, wo wir uns den Ausblick über die Badlands einzig mit niedlichen Nagern teilen müssen. Einöde kann so schön sein.
Etwa ein Jahr später werde ich im argentinischen und ebenfalls für seine Funde von Saurierüberresten bekannten Parque Triasico Ischigualasto stehen und in das Valle Pintado mit seiner vielfarbigen, uralten Landschaft schauen und mich genau an diesen Moment im Horse Thief Canyon erinnern. Dies werde ich dem Ranger erzählen und er wird mir antworten, dass es auf unserem Planeten genau nur diese beiden Trias-Regionen gäbe.
Pünktlich zur Öffnung des Royal Tyrrell Museums stehen wir vor dessen Tür. Wir schauen uns ausgiebig die Ausstellung mit den vielen Dinosaurierskeletten an. Mein Mann darf zum Größenvergleich neben einem 12 ft hohen Beinknochen herhalten. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen.
Im Reisetagebuch notiere ich einen Spruch, den ich hier sehe, weil er mir so gut gefällt:
„What evolution shows: Life comes and life goes, the only constant is change!”
Nachdem wir uns doch recht lange in diesem sehr interessanten Museum aufgehalten haben, fahren wir weiter zu den Hoodoos, die ihre pilzartigen Formen der Erosion zu verdanken haben. Solche Gebilde werden wir ebenfalls im Parque Triasico Ischigualasto sehen und ich werde es sehr beeindruckt finden, welche Gemeinsamkeiten diese Tausende von Kilometern entfernten Regionen miteinander verbindet.
Da unser nächstes Ziel die North Unit des Theodore Roosevelt National Parks sein wird und bis dorthin einige Kilometer zurückgelegt werden müssen, fahren wir heute noch einen Teil der vor uns liegenden Strecke. Gegen 18:00 Uhr erreichen wir Swift Current in Saskatchewan, wo wir auf einem netten Campground die Nacht verbringen werden. Morgen geht es nach North Dakota.
Tag 4 – Swift Current – Watford City
Länderwechsel
Ein langer Fahrtag durch endlose Weiten der Prärie liegt vor uns. Dieser eine Satz fasst den Tag gut zusammen. Abwechslung bringt die Grenze. Die Mitarbeiter an diesem kleinen Grenzübergang sind überrascht, dass wir weder Kanadier noch US-Amerikaner sind, sondern Touristen aus Übersee. Das scheint alles andere als gewöhnlich zu sein. Man sucht den passenden Stempel, der scheint selten zum Einsatz zu kommen. Als ich dann noch die ESTA-Anträge zeige, ist die Verwunderung groß. Was und wie ich denn diese Anträge erstellt hätte, lautet die Frage. Ich erkläre, dass ich diese online beantragt habe und wir diese Anträge seit einigen Monaten benötigen. Mit ein bisschen Small-Talk über dies und das, nicht nur für uns ist es eine Abwechslung, reisen wir in die USA ein.
Wir fahren weite Strecke auf einer Straße, die links und rechts durch das einerseits langweilige, andererseits so faszinierende Grasland führt. Genauso hatte ich mir die Prärie vorgestellt, seitdem ich „Der mit dem Wolf tanzt“ gesehen habe.
Recht spät kommen wir in Watford City an und fahren zum Eingang der North Unit des Theodore Roosevelts National Park. Weit und breit ist keine Menschenseele, für Self-Registration können wir nichts finden, sodass wir beschließen, die Nacht auf einem Campground in Watford City zu verbringen.
Wir finden nur einen Campground in diesem Ort. Die erste Frage der Besitzerin bei unserer Ankunft lautet: „Where are you from?“, die gleich darauf folgende zweite Frage: „Are you Christians?“. Großes Unbehagen macht sich bei uns breit und irgendwie sind wir froh, diese Frage wahrheitsgemäß mit einem Ja zu beantworten. Auch von den wenigen anderen Campern fühlen wir uns beobachtet. Zumindest ist der Platz full hook-up, es gibt aber keine Sanitäranlagen. Gut, dass wir mit unserem Flitzer unabhängig sind.
Heute haben wir kein einziges Foto gemacht.
Tag 5 – Watford City – Theodore Roosevelt National Park
Ein Park, zwei Teile
Wir sind froh, dass wir diesen merkwürdigen Übernachtungsort hinter uns lassen können und fahren in der Früh zur North Unit des Theodore Roosevelt National Parks. Ganz ans Ende der Stichstraße fahren wir und halten an den Aussichtspunkten. Der Oxbow Overlook macht seinem Namen alle Ehre.
Wir sind ganz alleine unterwegs, nur etliche Bisons und in weiterer Entfernung sind zwei Gabelantilopen mit uns auf den Beinen.
Etwa 100 Kilometer liegen zwischen dem zweigeteilten Park, der eher weniger besuchten North Unit und der besser frequentierten South Unit. Das Areal der South Unit ist unser heutiges Tagesziel.
Dort angekommen fahren wir den Scenic Loop. Mir macht es großen Spaß, die vielen Präriehunde in der Prairie Dog Town zu beobachten.
Wir laufen einen Trail, der uns einen steilen Aufstieg beschert. Endlich geschafft, liegt ein Bison auf diesem und versperrt mit seinem Körper den Weg. Da wir nicht scharf auf eine Konfrontation sind, sind wir uns recht schnell einig, dass wir diesen Trail abbrechen und den Rückweg antreten, getreu dem Motto „der Klügere gibt nach“.
Wir entschließen uns als Alternative für den kurzen, aber schönen Wind Canyon Trail. Die Nacht verbringen wir auf dem sehr angenehmen Campground der South Unit. Dieser liegt unweit des Little Missouri Rivers, wo wir später am Abend zu einem Aussichtspunkt laufen werden, so ganz ohne eine weitere hautnahe Bisonbegegnung. Beide Parkeinheiten des Theodore Roosevelt National Parks gefallen uns sehr gut. Erstaunlich, dass sie so wenig besucht sind, vor allem trifft dies auf den nördlicheren Teil zu.
Tag 6 – Theodore Roosevelt National Park – Badlands National Park
Von Park zu Park, von Dakota zu Dakota
Wir fahren heute von einem Park zum nächsten. Die Fahrstrecke hat es in sich. 530 Kilometer liegen vor uns, aber mit unserem Camper kommen wir gut voran. Ich habe unsere Runde mit Absicht im Uhrzeigersinn angelegt, um die meisten längeren Fahretappen zu Anfang der Reise zurücklegen zu müssen.
Wir übernachten auf einem hervorragenden und schön gelegenen KOA Campground direkt im Badlands National Park.
Tag 7 – Badlands National Park – Hill City
Schlechtes Land und vier berühmte Köpfe aus Stein
Der Morgen beginnt leider mit Regen. Warum auch immer, hatte ich bisher Regen und die Badlands nicht miteinander in Verbindung gebracht. Ich war der Ansicht, hier regnet es nicht. Da habe ich geirrt.
Egal, noch ist es kein starker Wolkenbruch und daher laufen wir die Trails „Door Trail“, „Window Trail“ und „Cliff Shelf Nature Trail“. Die drei Trails sind unterschiedlich, aber gefallen uns jeder für sich sehr gut.
Wir fahren die Scenic Route und halten an den Lookouts. Das mag ich so an den USA, auch Menschen, die nicht wandern können, kommen in den Parks auf ihre Kosten. Leider wird der Regen immer heftiger und wir sind froh, so früh am Morgen gestartet zu sein. Bei diesem Wetter macht es keinen Sinn, länger in den Badlands zu verweilen. Zum Glück sind wir flexibel.
Wir fahren westwärts und hoffen, dass die Sicht am Mount Rushmore gut genug ist, um die vier Köpfe aus Stein sehen zu können. Aber auch dort kommt das Nass vom Himmel, mal ist der Regen stärker, mal weniger. Zumindest sehen wir die von Gutzon Borglum im Jahr 1927 begonnenen aus Stein gehauenen Köpfe der ehemaligen Präsidenten, George Washington (1789 – 1797), Thomas Jefferson (1801 – 1809), Theodore Roosevelt (1901 – 1909) und Abraham Lincoln (1861 – 1865). Etwas mehr als 18 Meter hoch sind die Nachbildungen von Kopf bis Kinn. Ich hatte sie in meiner Vorstellung größer erwartet, nichtsdestotrotz finde ich den Anblick imposant.
Aber mindestens genauso interessant wie die Köpfe, finde ich den Weg zu dem Viewpoint. Dieser ist mit Säulen flankiert, an denen die Flaggen aller Bundesstaaten hängen und zu jedem Bundesstaat ist der Rang sowie das Jahr des Beitrittes zu den Vereinigten Staaten angegeben. Zwischen dem Beitrittsjahr des ersten Staates, Delaware im Jahr 1787, und dem letzten Staat, Hawaii im Jahr 1959, liegen ganze 172 Jahre.
Den Plan, heute noch zum Crazy Horse Memorial zu fahren, verschieben wir auf morgen, in der Hoffnung, dass dann die Sicht besser sein wird.
Wir übernachten in Hill City.
Tag 8 – Hill City – Devils Tower National Monument
Ein Langzeitprojekt, gefräßige Langohren und alles andere als eine unheimliche Begegnung
Die Nacht war ziemlich kalt, dafür belohnt uns der Himmel heute mit einem strahlenden Blau. Ideales Wetter, um einen Blick auf das Crazy Horse Memorial zu werfen. Dieses Memorial soll bei Fertigstellung um einiges größer sein als das einige Kilometer entfernt gelegene Mount Rushmore.
Auf der Aussichtsterrasse steht ein Modell, das die Form des fertigen Crazy Horse Memorials zeigen soll. Begonnen wurde im Jahr 1948 mit dem auch unter Native Americans umstrittenen Bau. Wenn ich mir als Laie das Ganze von hier unten anschaue, frage ich mich, wieviel Jahrzehnte noch benötigt werden, um dieses Projekt abzuschließen. Später werde ich davon lese, dass weitere 100 Jahre eingeplant werden. Das fertige Monument, das eine Länge von 195 Metern und mehr als 170 Meter Höhe erreichen soll, werde ich wohl nicht mehr erleben.
Die Black Hills bieten aber noch mehr Sehenswertes. Wir fahren zum Custer State Park. Dieser State Park wirkt bei diesem herrlichen Wetter idyllisch, zudem verfügt er über zahlreiches Wildlife. Wir befahren den Wildlife Loop. Hier kann man getrost davon sprechen, Nomen est Omen. Neben Hirschen, Bisons, den allgegenwärtigen Prairie Dogs leben hier Esel. Letztere sind die einzigen Tiere im Park, die offiziell gefüttert werden dürfen. Da wundert es nicht, dass Autos mit heruntergefahrenen Scheiben als Kalorienlieferanten regelrecht belagert werden von diesen süßen, wenn auch sehr gefräßigen, Langohren. Gerne wären wir zwei weitere Scenic Loops gefahren, leider sind uns aber physikalische Grenzen gesetzt. Unser Flitzer würde durch die dort zu passierenden Tunnel nicht hindurch passen. Schade, gerade offenbart sich ein eindeutiger Vorteil bei einer Fahrt mit einem Mietwagen.
Theodore Roosevelt, der Präsident, der wie kaum ein anderer dem Naturschutz zugetan war, rief am 24. September 1906 das erste National Monument aus, das Devils Tower National Monument. Diesen, so unvermittelt aus den Ebenen herausragenden, aus Vulkangestein bestehenden Felsen, habe ich das erste Mal in einem Hollywoodstreifen gesehen. Er spielte eine prominente Rolle in Steven Spielbergs „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“. Damals wusste ich noch nicht, dass dieses Phänomen tatsächlich existierte. Heute stehen wir vor ihm und sind tief beeindruckt. Seine Höhe beträgt vom Belle Fourche River gemessen ganze 386 Meter. Im Jahr 1893 wurde er das erste Mal über Leiterkonstruktionen erfolgreich bestiegen.
Auf dem Tower Trail zu Füßen des Mateo Tipi, wie die Native Americans den Koloss nannten und was soviel wie „Bau des Bären“ bedeutet, umrunden wir diesen in etwa einer Stunde. Wir stellen fest, dass der gewaltige Felsen von jeder Seite anders aussieht. Aber egal, von welcher Perspektive ich nach oben blicke, ich finde ihn wunderbar. Das ist alles andere, als eine unheimliche Begegnung und ganz sicher nicht, der dritten Art.
Wir übernachten auf dem KOA Campground, der nur einen Katzensprung vom Bau des Bären entfernt liegt.
Tag 9 – Devils Tower National Monument – Bighorn Canyon Recreational Area
Wildlife und ein Canyon
Kurz hinter Sheridan biegen wir auf eine Route, die uns auf knapp 3.000 Meter bringt. Diese Strecke ist landschaftlich ein Leckerbissen, aber nicht nur landschaftlich werden wir belohnt. Wir sehen unseren ersten Elch auf dieser Reise.
Die Bighorn Canyon Recreational Area liegt im Grenzgebiet von Wyoming und Montana. Wir schauen uns den Canyon an und bei einer kleinen Rundfahrt lassen sich einige der hier frei lebenden Mustangs blicken.
Die Nacht verbringen wir auf dem Horseshoe Bend Campground.
Tag 10 – Bighorn Canyon Recreational Area - Gardiner
Die Stadt, die von Buffalo Bill gegründet wurde
So langsam nähern wir uns dem weltweit ersten Nationalpark. Am Yellowtail Staudamm und dem zugehörigen See entlang führt unsere Route Richtung Cody. Die Stadt wurde von William Frederick Cody im Jahr 1896 gegründet.
Wir wollen das Buffalo Bill Historical Centre, das nach dem Künstlernamen des Gründers benannt ist, besuchen. Unter dessen Dach befinden sich mehrere sehenswerte Museen. Alle anzuschauen, das werden wir heute leider nicht schaffen. Das Plains Indian Museum beeindruckt mich mit der reichen Kultur der Native Americans, ein größerer Bereich ist den Lakota gewidmet. Anschließend besuchen wir das Draper Museum of Natural History und einen Teil des Buffalo Bill Museums. Ziemlich lange haben wir in diesem hochinteressanten Museumskomplex verbracht und trotzdem noch längst nicht alles gesehen.
Wir setzen unsere Fahrt zum Osteingang des Yellowstone National Parks fort. Teile des Parks liegen auf fast 2.800 Metern Höhe. Für die Nacht sind solche niedrigen Temperaturen vorhergesagt, dass wir Gefahr laufen, am Morgen die Wasserleitungen des Campers eingefroren vorzufinden. Daher verwerfen wir unseren ursprünglichen Plan, tiefer im Park zu übernachten und wählen einen Campground in Gardiner, das direkt am Parkeingang auf lediglich 1.700 Metern liegt.
Wir haben noch ein wenig Zeit und stoppen am Steamboat Point am Yellowstone Lake und dem Gebiet des Mud Volcanos, von dem man auf den Yellowstone River blickt. Ich bin bereits jetzt schon bei diesem Blubbern im siebten Himmel.
Aber nicht nur die geologischen Aktivitäten des Parks erfreuen uns in der kurzen Zeit, in der wir uns heute im Park aufhalten, sondern auch die Tierwelt.
Tag 11 – Gardiner - Rexburg
Wintereinbruch im Sommer
War das eine kalte Nacht. In einem schönen Hotelzimmer wäre es sicherlich gemütlicher gewesen. Wir sind wohl eher Schönwetter-Camper. Auf die Kälte waren wir zwar theoretisch eingestellt, allerdings nicht auf das Weiß, das sich uns nun beim Blick aus dem Fenster offenbart. Damit nicht genug, der Himmel wirft mehr und mehr davon ab.
Wir fahren zu den Mammoth Hot Springs, die unter einer Schneehaube liegen, zumindest dort, wo das weiße Nass nicht geschmolzen wurde.
Eigentlich wollten wir heute ausgiebig den Park erkunden. Meteorologisch gesehen ist bereits Sommer, aber das kümmert das Wetter herzlich wenig. Wir können nicht weiterfahren mit unseren Sommerreifen, die Straßen sind eingeschneit und rutschig. In den Höhenlagen des Parks wird es noch viel schlimmer aussehen. Die Parkverwaltung hatte sicherlich gute Gründe dafür, dass sie auf Schildern „snow wheels required“ angeschlagen hat.
Wir überlegen, was wir tun. Bei diesem ungemütlichen Wetter im Camper in Gardiner bis zum nächsten Tag abwarten, darauf hoffend, morgen in den Park fahren zu können? So recht können wir uns mit der Lösung nicht anfreunden. Dann erwächst in uns der Plan, den Park zu umfahren und von Süden über den Grand Teton National Park, den wir ohnehin besuchen wollten, zu fahren. Das wird ein langer Tag, aber besser als Rumsitzen, Frieren und schlimmstenfalls morgen vor dem gleichen Dilemma zu stehen.
Eine lange Strecke liegt vor uns. Landschaftlich werden wir an diesem Tag belohnt, mit wunderbaren Ausblicken und tollen Lichtstimmungen. Besonders gut gefällt uns der Streckenabschnitt ab Butte bis zur Staatsgrenze von Idaho auf der Interstate. Rückblickend gesehen, wundere ich mich, warum auf dieser Fahrt so gut wie keine Fotos entstanden sind.
Wir wollen heute so weit fahren, wie wir uns in der Lage fühlen. In Rexburg, Idaho, beschließen wir, auf einem Campground zu übernachten. Morgen soll es dann in den Grand Teton National Park gehen, sofern das Wetter es gut mit uns meinen sollte und die Straßen passierbar sein werden.
Tag 12 – Rexburg – Grand Teton National Park
Wir rollen das Feld von Süden auf
Vielversprechendes Wetter schaut anders aus. Während unserer Fahrt Richtung Grand Teton National Park kommt es zwar nicht Weiß vom Himmel, dafür fahren wir durch ein starkes Regengebiet.
Im Nationalpark angekommen haben wir jedoch Glück. Der Regen hat vorerst nachgelassen und zwischendurch gibt der Himmel ein wenig der Gipfel frei. So geht es den ganzen Tag weiter, mal eine kurze Phase Trockenheit, dann wieder Nass von oben. Wir machen das Beste daraus und erfreuen uns an den schönen Farben der Seen.
Wir übernachten im Park auf dem Colter Bay National Park Campground und der Abend verwöhnt uns mit einer wunderbaren Lichtstimmung.
Tag 13 – Grand Teton National Park - Yellowstone National Park - Gardiner
Berge in Wolken und Wasser, das gen Himmel schießt
Die Wolken hängen weiterhin tief. Wir fahren die große Schleife der Scenic Tour und wundern uns, dass wir Pelikane in diesem Park sehen. Ich frage mich, ob sie absichtlich den Grand Teton National Park als Ziel auserkoren haben oder ob sie sich verflogen haben. Sicherlich nicht Letzteres, dafür wissen die Vögel wahrscheinlich zu genau, was sie tun.
Das Wetter wird besser, je mehr wir uns dem South Entrance des Yellowstone National Parks nähern und kaum im Park, begrüßt uns das erste Wildlife am Straßenrand. Am West Thumb Geyer Basin, das unweit von Grant Village am Yellowstone Lake liegt, machen wir einen Rundgang.
Im Areal rund um einen der bekanntesten Vertreter im Park, dem Old Faithful Geyser, sollen sich fast ¼ aller Geysire weltweit befinden. Das ist unser nächstes Ziel. Wir wollen den Morning Glory Pool sehen. Nur im Bereich des Old Faithfuls hält sich eine größere Anzahl von Touristen auf. Je weiter wir laufen, umso weniger Touristen sind mit uns unterwegs. Vorbei an verschiedenen Geysiren und farbigen Pools führt uns der Weg. Besonders gut gefallen uns der Beauty Pool, dessen Name man kaum hätte besser wählen können, und der eigentümlich geformte Grotto Geyser.
Am wunderschönen Morning Glory Pool sind wir keine Handvoll Touristen. Dieser Pool schimmert in umwerfenden Farben. Leider las ich, dass er in großer Gefahr sei, weil es immer wieder Personen gibt, die etwas in den Pool hineinwerfen und somit ein wichtiger Zufluss verstopft wird.
Auf dem Rückweg haben wir das Glück, dass der Grant Geyser sich die Ehre gibt. Dieser bricht etwa alle 7 bis 15 Stunden aus, eine ziemliche Zeitspanne. Wir sind zur rechten Zeit am rechten Ort.
Passend vor Ort sind wir dann auch tatsächlich zum Ausbruch am Old Faithful. Hier sitzen und stehen die Touristenmassen. Zum Glück scheint es nur wenige zu geben, die auch das lohnenswerte Hinterland dieses so leicht zugänglichen Areals erkunden.
Da die Nacht wieder sehr kalt werden soll, entschließen wir uns für die sicherere Variante und übernachten erneut in Gardiner.
Tag 14 – Gardiner - Yellowstone National Park - Alder
Unser letzter Tag im ältesten Nationalpark
Die Nacht war einmal mehr sehr kalt, aber zum Glück bei Weitem nicht so, wie zwei Nächte zuvor. Der Weg zu unserem heutigen Ziel im Park führt ohnehin an den Mammoth Hot Springs vorbei. Wir sind neugierig, wie die Minerva Terrassen ohne Schnee ausschauen. Leider ist der Weg oberhalb der Terrassen für unser Wohnmobil nicht erlaubt. Jetzt wäre ein Pkw eindeutig im Vorteil.
Wir schauen uns den Tower Fall an, halten für einen weiteren Wasserfall sowie Viewpoints entlang der Strecke und selbstverständlich halten wir an der Straße, als wir keine 20 Meter von uns entfernt einen Grizzly zwischen den Ästen entdecken. Leider gelingen uns keine guten Aufnahmen, aber unser Glück über die Sichtung wird dadurch nicht getrübt.
Vom North and South Rim Drive haben wir beeindruckende Ausblicke auf die 94 Meter hohen Lower Falls und die 33 Meter hohen Upper Falls des Grand Canyon of the Yellowstone.
Bevor wir uns endgültig von diesem wunderbaren Nationalpark verabschieden, statten wir dem Norris Geyser Basin einen Besuch ab. Ich bin von diesem Thermalgebiet mit Farbtönen von Hellblau bis Türkis und seinen Bächen in schwarz/gelb sowie grün/orange begeistert. Überall blubbert und dampft es, das ist so ganz nach meinem Geschmack.
In der Nacht des 17. Augusts 1959 ereignete sich bei Hebgen, wo ein Damm den Madison River aufstaut, ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,5 auf der Richterskala. 28 Menschen starben. Wir besuchen das Visitor Center, von dem man die riesige Geröllwüste sehen kann, die von den umliegenden Bergen zu Tal stürzte und den Fluss zu einem See aufstaute. Von den Menschen, die unter den Geröllmassen begraben wurden, wurden lediglich von 19 Personen die Überreste geborgen. Die anderen 9 wurden nicht gefunden. Noch heute, 50 Jahre später, ragen die abgestorbenen Reste der einstmals hier gedeihenden Bäume aus dem Wasser.
Wir schauen uns den sehr informativen 11-minütigen Film über das Ereignis an. Darin wird sehr anschaulich erklärt, dass Erdbeben in der Regel dort auftreten, wo die sieben großen tektonischen Platten aufeinandertreffen. Yellowstone und die unmittelbare Umgebung liegen jedoch nicht in der Nähe einer dieser tektonischen Platten. Unter dem Nationalpark liegt ein Supervulkan, so wie auch unter dem Lake Taupo in Neuseeland und dem Toba See auf Sumatra.
Die Nacht verbringen wir auf einem Campground in Alder.
„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“
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Bruno H. Bürgel