Cuenca, Ecuador
Chile & Argentinien
Wüste, Seen und Gletscher
Ein Nostalgie-Reisebericht
- Teil 1 Atacama bis Puerto Montt -
Prolog
Es ist das Jahr 2004 und wir buchen für das Folgejahr eine Reise nach Argentinien und Chile. Damit wird sich für mich ein Traum erfüllen. Einen kleinen Vorgeschmack hatte ich unlängst von Argentinien erhalten. Auf einem Kurztrip gemeinsam mit einer Freundin hatte ich die faszinierende Metropole Buenos Aires kennengelernt, bestaunte Wale in den Gewässern rund um die Halbinsel Valdés, fand mich in einer Pinguinkolonie wieder, wurde nass beim Besuch der wunderschönen Iguazú Wasserfälle und staunte über die imposante Lage von Rio de Janeiro. Schon diese kurze Stippvisite hatte mich restlos begeistert.
Meinen ersten Reiseführer von Argentinien kaufte ich - ich weiß es noch ganz genau - im Jahr 1993. Wie gerne wäre ich bereits damals schon in dieses Land gereist, aber es gehörte zu den teuersten Reiseländern, der Peso war 1:1 an den US Dollar gekoppelt. Es war schlicht unerschwinglich für mich. So blieb dieses ferne Land, das ich klischeebehaftet zuallererst mit Evita, Che Guevara und Maradona verband, vorerst noch mehrere Jahre ein Traum. Allerdings ein Traum, auf den ich kontinuierlich hin arbeitete. Erst etwas später „entdeckte“ ich Argentiniens Nachbarn Chile als Reiseziel. Die sehr überschaubare Anzahl Reiseführer, die ich finden konnte, habe ich regelrecht verschlungen, so fasziniert und regelrecht erschlagen war ich von der Vielfalt beider Länder.
Aber nun endlich würden mein Mann und ich einen Teil beider Länder auf einer 5-wöchigen Reise kennenlernen. Noch nie zuvor - und auch nicht in vielen der noch kommenden Jahre - haben wir eine solch lange Reise machen können, selbst für unsere mehrfachen Reisen nach Australien und Neuseeland hatten wir weniger Zeit. Mit sechs Wochen Jahresurlaub und ohne ganztägige Gleittage musste unsere Reise ins südlichste Südamerika genau geplant werden. So arbeiteten wir mehr oder weniger ein ganzes Jahr durch. Nur zwei oder drei Urlaubstage blieben für kurzfristig Ungeplantes übrig.
Es war nicht einfach, unsere Reiseroute in eine Buchung umzusetzen. Reiseveranstalter hatten diese beiden Reiseländer nur eingeschränkt im Programm und wenn, dann zumeist als Gruppenreisen. Buchungsportale für Übernachtungen waren nahezu unbekannt, das Internet half in diesen Länder für eine Planung auch kaum weiter.
Wir wussten jedoch genau, was wir wollten: beide Länder individuell mit einem Mietwagen entdecken. Irgendwann wurde ich fündig, so buchte ich bei einem Spezialveranstalter einzelne Bausteine, bei einem anderen Veranstalter weitere Bausteine, bei einem dritten die nächsten. Flüge buchten wir separat über unser Reisebüro und hofften, dass wir mit unseren Meilen, die wir schon seit ein paar Jahren nur für diese Reise sammelten, ein Upgrade in die Business Class für die doch sehr lange Flugstrecke nach Santiago de Chile ergattern würden.
Wir hatten die Qual der Wahl, uns aus so viel Sehenswertem, das für mehrere Reisemonate ausreichen würde, eine Route zusammenzustellen. Ich kannte auch definitiv niemanden, der schon einmal in den beiden Ländern gereist war, um nach Tipps zu fragen. Ich musste mich ganz allein auf meine Planungen und Intuition veranlassen.
Wir entschieden uns nach reiflicher Überlegung, zuerst für 5 Nächte in die Atacama zu fliegen. Mehr Zeit wollten wir dafür nicht einplanen. Es wäre das erste Mal, dass wir beide in solch einer Höhe reisen würden und es war uns einfach zu ungewiss, wie wir mit diesen Bedingungen zurecht kommen würden.
Der Mittelteil unserer Reiseroute sollte in Araukarien beginnen. Wir würden über die Grenze nach Argentinien wechseln, dort auf einer Estancia verweilen und wieder zurück über die Grenze durch das chilenische Seengebiet reisen. Ob noch Zeit für eine kleine Stippvisite auf die Isla Chiloé bleiben würde, würden wir vor Ort sehen.
Im Anschluss würden wir in den südlichen Teil Patagoniens fliegen, wo spektakuläre Nationalparks in beiden Ländern unsere Reiseroute ergänzen sollten. Als Abschluss noch drei Nächte Santiago de Chile mit einem Besuch in Valparaíso, schon waren 5 Wochen mehr als gut verplant und dennoch würden wir nur einen Bruchteil dieser beiden Länder kennenlernen. Aber wir freuten uns so sehr, so viele Jahre träumte ich bereits davon und während dieser Jahre konnte ich auch meinen Mann überzeugen, der anfangs nicht ganz so angetan war, als ich ihm mit den Reisezielen Argentinien und Chile in den Ohren lag.
Nahezu alle in unserem Umfeld, denen ich von unserem Reiseziel erzählte, schauten mich erstaunt an. Viele ungläubige Fragen wurden gestellt, wie „Was gibt es denn da zu sehen?“ und „Was will man denn dort?“ Ganz besonders beliebt war jedoch die Frage: „Ist das nicht viel zu gefährlich?“. Wenn ich dann noch sagte, wir werden individuell mit Mietwagen reisen, erntete ich zumeist Unverständnis und Kopfschütteln.
Wir ließen uns nicht beirren und unsere Vorfreude auf die bevorstehende Reise wuchs stetig. Ich zählte die Monate runter, dann die Wochen, schlussendlich die Tage und irgendwann war es dann soweit.
Tag 1 – Flug Frankfurt – Santiago de Chile
Endlich!
Wenige Tage vor Abflug stand unsere Reise tatsächlich noch auf der Kippe. Mein Mann musste wegen eines Nierensteins ins Krankenhaus. Zum großen Glück wurde er den Übeltäter nach mehreren Tagen los. Wir waren froh und erleichtert, dass er das Krankenhaus verlassen konnte und die Ärzte grünes Licht für unsere Reise gaben. Das Hoffen und Bangen war alles andere als schön, aber nun endlich war es soweit und wir bestiegen die Lufthansa Maschine mit Ziel Santiago de Chile.
Tatsächlich hatte es mit einem Meilenupgrade für Hin- und Rückflug geklappt. Bisher flogen wir nur einmal Business Class aufgrund eines Upgrades, das wir am Flughafen auf der Strecke Frankfurt - Los Angeles erhielten. Seitdem wissen wir, welche Welten in punkto Komfort zwischen der Economy Class und Business Class liegen, obwohl die Maschine nur mit den seinerzeit üblichen Liegesitzen ausgestattet war, die noch kein Flat-Bed boten. Premium Economy Class war Zukunftsmusik.
Nun saßen wir in einer funkelnagelneuen Business Class mit Sitzen, die man nahezu in eine flache Liegefläche fahren konnte. Erst seit kurzem werden die Maschinen umgerüstet.
Nach fast 12 Stunden Flugzeit landen wir in São Paulo. Die meisten Passagiere verlassen das Flugzeug und werden nicht mehr zusteigen. Nach einer Stunde geht es bereits weiter, nun mit einer sehr ausgedünnten Business Class.
Wir fliegen über die Anden. Sie sind greifbar nah und so wunderschön. Ich merke, wie mir Tränen über die Wange laufen. Jetzt wird mir so richtig bewusst, wie sehr ich mir diese Reise über so einen langen Zeitraum gewünscht hatte. Nun wird sie Realität.
17 ½ Stunden zuvor flogen wir in Frankfurt los, nun landen wir am Folgetag in der chilenischen Hauptstadt, in Santiago de Chile.
Tag 2 – Santiago de Chile
Willkommen in Chile
Unser Transfer ist pünktlich und bringt uns zum Hotel Plaza San Francisco. Wir schlafen etwa 3 Stunden und gehen dann im Pool schwimmen. Nach einem Essen fallen wir endgültig todmüde ins Bett.
Tag 3 – Santiago de Chile – Calama – San Pedro de Atamaca
Anreise mit Hindernissen
Um 04:30 Uhr stehen wir auf. Um 08:15 Uhr wird unser Flug die Hauptstadt Richtung Norden verlassen. Zumindest ist das der Plan. Während wir bereits am Gate sitzen, verschiebt sich der Flug, zuerst nur um eine halbe Stunde, dann eine Stunde, kurze Zeit später gibt es eine Durchsage, die nur auf Spanisch erfolgt. Ich verstehe so viel, dass es Probleme mit der Technik geben soll. Ich frage am Schalter nach, wo man selbstredend auch nur Spanisch spricht und erfahre, dass die Maschine getauscht werden muss, es aber bald losgehen soll. Ich kann mich nicht immer ganz frei sprechen von Flugangst, diese Situation ist nun gerade nicht sonderlich zuträglich.
Mit fast zwei Stunden Verspätung heben wir endlich mit einer Maschine der LAN Chile ab, landen in Antofagasta zwischen, bevor wir in Calama unseren Zielort erreichen. Am Flug gab es rein gar nichts auszusetzen.
Überwiegend Einheimische und Mitarbeiter der umliegenden Minen verlassen die Maschine, so stehen wir auch alleine vor mehreren Mietwagenschaltern und werden gleich etwas lernen. Ich frage auf Spanisch die Dame, die das Logo der Firma auf ihrem Shirt trägt, bei der wir gebucht haben, ob sie Englisch spräche. Ihre Antwort lautet „so, so“. Diese Antwort hatte ich auf meine Frage noch nie zuvor gehört, interpretiere diese aber als „ein klein wenig“. Doch weit gefehlt, ganz schnell stellt sich heraus, die korrekte Übersetzung dafür lautet „kein einziges Wort“. Nun gut, meine Spanischkenntnisse reichen einigermaßen aus, aber als wir dann draußen unseren Wagen, einen Pickup, übernehmen wollen, sind wir entsetzt wegen des Zustandes. Also gehen wir wieder rein in die Halle und diesmal bitte ich den Mitarbeiter des Konkurrenzunternehmens, von dem ich zuvor mitbekommen hatte, dass er leidlich Englisch spricht, zu unterstützen.
Wir erfahren, dass sie leider kein anderes Fahrzeug hätten. Natürlich wäre es nicht in allerbestem Zustand (was in unseren Augen noch reichlich untertrieben ist), da sie zumeist ausgediente Pickups aus den Minen verleihen würden, aber das wäre nun einmal Südamerika. Nun gut, wir haben keine Wahl und packen unser Gepäck auf die Rücksitzbank. 90 Kilometer und 1 ½ Stunden Fahrt liegen vor uns. Unser Ziel lautet San Pedro de Atacama. Die Strecke ist recht eintönig, ein Asphaltband trennt eine Steinwüste. Kurz vor San Pedro de Atacama ändert sich die Landschaft plötzlich. Wir sehen das erste Mal den Hausvulkan von San Pedro de Atamaca, den Lincancabur mit seinen 5.916 Metern. Es ist traumhaft!
Mangels Fotos stelle ich hier zwei Aufnahmen ein, die wir auf einer Reise fünf Jahre später während der Anfahrt gemacht haben:
Weniger traumhaft finden wir den Blick auf das vor uns liegende Wüstenkaff und fragen uns für einen Moment, ob es die richtige Entscheidung war, hierher zu fahren. Der Morgen fing mit dem Flugzeugwechsel und der Verspätung nicht gut an, die Mietwagenübernahme war so, wie man sie nicht möchte und nun blicken wir auf eine Ansammlung von nicht selten restaurierungsbedürftigen, braunen Lehmhäusern in einer braunen Landschaft. Wo um Himmels willen, fragen wir uns, soll es hier eine brauchbare Unterkunft geben.
Wir irren zu allem Überfluss im eigentlich nicht sonderlich großen Ort umher, bis wir endlich die staubige Straße finden, an der unser Hotel für die nächsten fünf Nächte liegt und finden zum Glück einen Parkplatz an der engen staubigen Straße. Wir treten durch die Tür des Kimal und schlagartig ändert sich alles. Vor uns tut sich eine kleine Oase auf. Wir sind angekommen.
Tag 4 – San Pedro de Atamaca
Auf den ersten Blick ein staubiges Wüstenkaff, auf den zweiten eine Oase
Sein Pedro der Atacama liegt auf etwa 2400 m Höhe in einer grandiosen Landschaft. Unser erster Eindruck, dass der Ort lediglich ein staubiges Wüstenkaff ist, haben wir bereits gestern revidieren müssen. Es ist staubig, sogar sehr staubig, keine Frage, aber der Ort hat Charme und noch ist er längst nicht vom Massentourismus entdeckt worden, obwohl er in einer grandiosen, geradezu epischen, Landschaft liegt. Wie grandios diese Landschaft ist, wird sich uns in den nächsten Tagen zeigen.
Darüber hinaus hat San Pedro de Atacama mit seiner touristischen Infrastruktur noch einen weiteren unschlagbaren Vorteil, er ist geradezu ideal, um sich langsam an die Höhe anzupassen – und genau das habe ich für die nächsten beiden Tage in meiner Reiseroute eingeplant, bevor wir in den darauffolgenden Tagen längere Etappen auf bis zu 4.800 Metern zurücklegen werden. Noch können wir nicht einschätzen, wie unsere Körper auf diese Höhe reagieren werden. Noch nie zuvor waren wir jemals so hoch.
Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, die Hochlandlagunen und die Géiseres del Tatio mit einer Tour zu buchen. Zuhause hatte ich mir bereits den Namen einer Agentur notiert, die wir am Morgen in Downtown San Pedro de Atacama ansteuern.
Nachdem wir beide Touren gebucht haben, setzen wir uns in unser Auto und fahren entlang einer Piste des Río San Pedro, den wir auch mehrmals queren müssen. Wir sind froh, dafür ein geeignetes Fahrzeug gemietet zu haben, auch wenn der Wasserstand alles andere als hoch ist. Mit einem Pkw möchten wir hier nicht unterwegs sein, ganz zu schweigen davon, ob solche Fahrten überhaupt von einer Versicherung abgedeckt wären.
Wir fahren zu den Ruinen von Catarpe, die nur wenige Kilometer außerhalb von San Pedro de Atacama liegen. Vor mehreren hundert Jahren befand sich hier ein Zentrum der Inkas, davon sind heute jedoch nur noch wenige Reste erhalten, man könnte auch fast schon sagen, eher Steinhaufen. Nichtsdestotrotz hat uns die Fahrt hierher sehr gut gefallen, der Weg war das Ziel und wir waren die ganze Zeit allein.
An der Pukará de Quitor treffen wir auf wenige Touristen. Diese Befestigungsanlage wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Von oben hat man einen schönen Blick, besonders der perfekt geformte Lincancabur hat es mir einmal mehr angetan.
Wir parken den Wagen in der Nähe unseres Hotel und laufen ins Zentrum von San Pedro de Atacama. Hier steht die wunderschöne Adobekirche aus dem Jahr 1744, die im Inneren viel kleiner wirkt als von außen und fast schon spartanisch ausgestattet ist. Unweit davon befindet sich das Museo Arqueológico Parde Gustavo Le Paige, das den Namen des belgischen Paters trägt, der 25 Jahre bis zu seinem Tod in der Atacama lebte. Während dieser Zeit trug er unzählige Exponate zusammen. Das Museum hat einen sehr guten Ruf.
Gleich zu Beginn sehen wir zwei hervorragend erhaltene Mumien. Faszinierend finde ich, dass diese nach wie vor über eine füllige Haarpracht verfügen. Einige Jahre später werden sie auf Bestreben der Atacameños nicht mehr öffentlich zugänglich sein.
Am Nachmittag brechen wir ins Valle de la Luna auf. Ein wirklich sehr schöner Ort. Wir kommen beim Erklimmen der Düne auf dieser Höhe ein bisschen außer Atem, oben angekommen sind wir tatsächlich mit einem Ranger ganz alleine. Was das für ein Privileg sein wird, werden wir erst in den folgenden Jahren erfahren.
Wer mehr Bilder vom Valle de Luna aus Zeiten der Digitalfotografie sehen möchte: Wir haben das Mondtal im Jahr 2016 auf einer Reise nach San Pedro de Atacama erneut besucht (zu finden unter der Reise Pantanal & Chile, Teil 4, Tag 18).
Tag 5 – San Pedro de Atamaca
Eine wunderbare Begegnung, eine Pukará und ein riesiges Loch in der Erde
Der heutige Tag gilt noch unserer Höhenanpassung. Aus diesem Grund habe ich weitere Ziele herausgesucht, die unter 3.000 Metern liegen.
Am Morgen fahren wir nach Chiu Chiu, hauptsächlich um die dortige Iglesia San Francisco de Chiu Chiu zu besichtigen, die eine der ältesten Kirchen Chiles sein soll. Erbaut wurde sie im Jahr 1674.
Diese Kirche ist ein Schmuckstück, auch sie ist, wie die Kirche in San Pedro de Atacama, weiß getüncht. Einmal mehr sind wir alleine unterwegs. Als wir durch das Tor des Geländes schreiten, kommt eine Nonne auf uns zu und stellt sich als Schwester Silvia vor. Sie freut sich, dass wir uns die Kirche anschauen wollen, es kämen nicht viele Besucher, um dies zu tun. Sie führt uns herum. Ich verstehe zwar einiges und kann es übersetzen, leider aber auch nicht alles. Wir erfahren, dass die Türen und das Dach aus Kakteenholz gefertigt wurden, ohne einen einzigen Nagel zu verwenden.
Im Außenbereich finden sich einige Gräber. Ich bin von diesem Besuch und dem Zusammentreffen mit Schwester Silvia tief beeindruckt. Die Fahrt hierher hat definitiv gelohnt.
Nicht allzu weit von Chiu Chiu entfernt liegt eine weitere Befestigungsanlage, die Pukará de Lasana. Diese wurde von den Atacameños im 11. Jahrhundert errichtet und später von den Inkas erobert. Die Pukará de Lasana ist ausgesprochen gut erhalten und liegt zudem in einem schönen Canyon, der zwar rundherum steinig und trocken ist, aber in dessen Mitte ein Wasserlauf fließt, der in seiner Nähe für Grün sorgt. Von allen besuchten Pukarás finde ich diese am eindrucksvollsten.
Dann müssen wir uns aber auch schon wieder sputen. Wir haben uns für eine Besichtigung angemeldet in der größten Tagebaumine, die es gibt, in Chuquicamata, oder wie der Ort von Einheimischen auch gerne abgekürzt wird, in Chuqui. Die Tour ist gratis, wir werden jedoch um eine Spende für ein Kinderhilfsprogramm gebeten. Selbstverständlich geben wir da gerne etwas und erhalten sogar eine Quittung.
Zuerst werden wir im Besucherzentrum über die Mine informiert und im Anschluss mit einem Helm ausgestattet, bevor wir zu der Terrasse mit Ausblick auf das 850 Meter Tiefe Loch fahren, das sich vor uns auftut. In einem Reiseführer aus dem Jahr 2013 werde ich lesen, dass das Loch mittlerweile eine Tiefe von 1.000 Metern erreicht haben soll.
Der Guide der Mine erklärt uns, dass die Fahrzeuge eine Stunde benötigen, um vom Grund des Loches nach oben zu fahren.
Zum Abschluss besichtigen wir eines dieser riesigen Fahrzeuge, die noch vor 15 Jahren als die größten ihrer Art galten. Ich wirke daneben wie ein Zwerg. Alleine ein Reifen ohne Felgen wiegt 3.300 Kilogramm. Heutzutage sind die eingesetzten Fahrzeuge, die in der Grube eingesetzt werden, gar doppelt so groß.
Wir verlassen Chuqui und sind uns einig, dass dies eine höchst interessante Besichtigung war, unbedingt sehenswert.
Nun sind wir gespannt und freuen uns darauf, was der morgige Tag bringen wird. Unsere Tour soll uns vom Salar de Atacama zu den Hochlandlandlagunen führen.
Tag 6 – San Pedro de Atamaca
Das erste Mal über 4.000 Meter
Um 07:00 Uhr werden wir an unserem Hotel abgeholt. Unsere Gruppe besteht aus insgesamt 6 Personen und einem Guide. Sowohl die beiden anderen Paare als auch der Guide sind sehr sympathisch.
Der Salar de Atacama liegt auf etwa der gleichen Höhe wie San Pedro de Atacama. Wir biegen in die Zufahrtsstraße zur Laguna de Chaxa ein. Vor uns tut sich eine Welt aus Salz und Wasser auf, in der man mit Glück alle drei in Chile heimischen Flamingoarten sehen kann, den Chile-Flamingo, den Anden-Flamingo und den James-Flamingo. Letzterer lebt ausschließlich in höheren Lagen. Insgesamt gibt es weltweit 6 verschiedene Arten Flamingos, 50 % davon kann man mit Glück in Chile beobachten.
Es ist ein wunderbarer Ort mit einer Stille, wie ich sie bisher nur einmal in Namibia erlebt habe. Lediglich, wenn wir einen Fuß vor den anderen setzen, knirscht es unter den Sohlen. Es ist traumhaft, wir sind alleine unterwegs und schauen auf die Flamingos in der Lagune. Das Panorama im Hintergrund mit den Vulkanen und Bergen in Pastelltönen ist unglaublich. So eine Landschaft habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich bin bereits schon jetzt begeistert und der Tag hat erst begonnen.
Der nächste Stopp gilt dem Ort Socaire auf 3.300 Metern Höhe. Gerade einmal 124 Menschen leben hier. Wir schlendern durch den überschaubaren Ort und besichtigen die Adobekirche mit ihrem aus Stroh gedeckten Dach und dem separat stehenden Glockenturm. Sie liegt an einer exponierten Stelle. Menschen arbeiten auf den umliegenden Terrassenfeldern, wo sie von Mais über blaue- und lilafarbene Kartoffeln bis hin zu Tuna, einer Kakteenart, und darüber hinaus weitere Nahrungsmittel anbauen.
Direkt hinter Socaire endet das Asphaltband. Hatten wir bisher kaum merklich an Höhe gewonnen, ist es nun nicht mehr zu übersehen. Immer weiter schraubt sich das Fahrzeug nach oben. Ich höre in mich hinein, ob ich irgendetwas merke, aber nein, nichts. Meinem Mann geht es genauso, lediglich unsere Wasserflaschen zollen dem Luftdruck Tribut, sie verformen sich. Nur gut, dass wir Wasser ohne Kohlensäure gewählt haben. Später werden wir bei Mitreisenden sehen, dass es im anderen Fall beim Öffnen eine sehr nasse Angelegenheit wird.
Die letzten sieben Kilometer wird die Piste enger. Sie ist gerade so breit, dass ein Wagen fahren kann. Nun müssen wir noch eine letzte steile Auffahrt meistern und dann stehen wir an der Rangerstation. Vor uns liegt ein unglaubliches Panorama. Wir haben eine Höhe von 4.300 Metern erreicht.
Wir schauen auf die Laguna Miscanti, hinter der sich der Cerro Lausa (5.793 Meter), der Volcán Chiliques (5.778 Meter) und der Volcán Miscanti (5.622 Meter) erheben. Ich bin regelrecht erschlagen von dieser Landschaft, die Büßerschneeformationen, die im Spanischen Los Penitentes heißen und von denen ich bis zum heutigen Tag noch nie etwas gehört hatte, perfektionieren das Bild.
Wir laufen von der Rangerstation etwa 1 ½ Stunden oberhalb der tiefblau schimmernden Laguna Miscanti, deren Größe auf Fotos oftmals nicht greifbar ist, zur kleineren der beiden Lagunen, der Laguna Miñiques. Diese ist fast kreisrund, aber selbstredend liegt diese auch zu Füßen eines Vulkans, dem namensgleichen Miñiques mit seinen 5.910 Metern. Wir sind umgeben von Vulkanen, die teilweise an die 6.000er Meter Marke heranreichen.
Trotz des längeren Spaziergangs haben wir beide nach wie vor keinerlei Probleme mit der Höhe. Wir müssen nur darauf achten, dass wir nicht übermütig werden und zu schnell gehen, dann merken wir, dass wir ein wenig außer Atem kommen.
An der Laguna Miñiques picknicken wir und spätestens seit dem Besuch an diesen Lagunen hat mich das Altiplano gepackt. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass wir in den nächsten 11 Jahren zwei weitere Male an diese Lagunen zurückkehren werden.
Nach diesem ausgiebigen, wunderschönen Besuch, an dem wir die meiste Zeit die einzigen Personen waren, die diesen Ort besuchten, fahren wir zurück ins Tal. Wir befinden uns jetzt wieder auf nur noch 2.400 Metern. In der Nähe der Ortschaft Toconao liegt die Quebrada de Jerez. Hier lässt ein Wasserlauf die Schlucht ergrünen. Wir genießen einen Spaziergang durch die grüne Welt, die in der Atacama doch eher selten ist.
Ein kleiner Stopp gilt noch Toconao, bevor wir am frühen Abend zurück in San Pedro de Atacama sind. Das war ein wunderschöner Tag und wir hatten tatsächlich keinerlei Probleme mit der Höhe, auch nicht die geringsten Anzeichen von Kopfschmerzen haben sich bemerkbar gemacht.
Wir gehen recht früh zu Bett, da bereits um 03:00 Uhr nachts der Wecker klingeln wird. Morgen wird es noch höher hinaus gehen.
Tag 2 – Santiago de Chile
Willkommen in Chile
Unser
Wir
Wir
Wir
Tag 2 – Santiago de Chile
Willkommen in Chile
Unser
Wir
Wir
Wir
Kaum
Fortsetzung ist in Arbeit und folgt ...
Tag 4 – Quito – Otavalo
Ein nach Meerschweinchen benannter Vulkansee und eine mehrere Jahrhunderte alte Hacienda
Heute
Wir
Tag 5 – Reserva Ecológica El Angel
… eine Wunderwelt aus Frailejones
Dieser
„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“
-
Bruno H. Bürgel